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Die Dreharbeiten zu "Die das Ende des Krieges sehen"

- Ein persönlicher Bericht von Christian Schwaderer -

Eine Reise nach der Dunkelheit

Der Morgen und das Aufstehen verläuft völlig plangemäß. Außer einer leichten Übelkeit aus unerfindlichen Gründen und einem seit Ferienbeginn anhaltenden Halsschmerz ist das körperlichen Wohlbefinden voll auf der Höhe. Mit gemischten Gefühlen, nämlich der affektiven Hoffnungssuche und der rationalen Gewissheit des Scheitern, bahne ich mir meinen Weg. Es ist kurz nach Neun, als mich eine Meldung meines Stellvertreters erreicht: Ein Kameramann hat den Bus verpasst. Verzögerung um mindestens eine halbe Stunde.

Denken in Schopfloch

Die pünktliche Ankunft in Schopfloch, die einem - und damit meine ich sämtliche Reiseziele, nicht nur Schopfloch - als Bahnkunde selten zu Teil wird, nützt mir daher garnichts. Schnee ist ausreichend vorhanden, die Temeratur recht mild, der Himmel fast wolkenlos, die Sonne scheint strahlend. Ich hoffe insgeheim, das Kamerateam möge sich auf diese reiz- aber anspruchsvollen Lichtverhältnisse einstimmen. Da das Schopflocher Dorfleben und Sterben weder Unterhaltung bietet, noch Aufmerksamkeit verdient, noch überhaupt zu existieren scheint, entscheide ich mir die Zeit zu nutzen, um mich in den Film und meine Rolle hineinzudenken. Scheinbar erfolglos. Auf den Einfluss der Lokalität auf den menschlichen Verstand ist schon viel geschrieben worden, ich verzichte daher auf eine Analyse der Gründe. Aus den "mindestens 30 Minuten" wurden schließlich 90 Minuten Wartezeit.

Die Dreharbeiten beginnen

Ein Kaffee nach der Ankunft bei Philipp scheint den Morgen zu retten. Bei der gleichzeitigen Lagebesprechung stellt sich das Fehlen des zweiten Stativs heraus. Was soll's? Ein paar Verwackler - na und? Immerhin sind keine Erdbeben angekündigt. Hinterher stellt sich heraus, dass gerade das Filmen ohne Stativ aus der Hand dem Film die visuelle Dynamik und Eigentümlichkeit verlieh. Glück im Unglück, wie so oft beim Filmen, wenn man das Beste aus der Situation machen kann.

Am Drehort angekommen beginnt die Phase der Einkleidung, Schminkung und Orientierung. Das gelingt größtenteils. Leider vergeht doch ziemlich viel Zeit dabei und meine eigene Schminkung halte ich für eher übertrieben.

Das Team dreht (durch)

Eine Hase suchte und fand schnell das Weite, als das Team schließlich den ersten Schauplatz erreichte. Erst langsam wird mir bewusst, was für Leute sich eigentlich in meinem Team befinden: Da ist zunächst Kameramann 1, der Mikrophonflüster, dem es gelang sämtliche Bürgerrechtsaktionen und Verfassungklagen zum Großen Lauschangriff in den Schatten zu stellen. Dank seiner anscheinend magischen Gabe schafft er es durch ein funktionsuntüchtiges und ausgeschaltetes Mikro ein anderes, funktionsfähiges ebenfalls nutzlos zu machen. Er könnte selbst die High-Tech-Abhöranlagen der NSA aushebeln: Einfach nur ein ungetestes, ausgeschaltetes Mikro einstöpseln und das größte Lauschsystem der Welt bräche zusammen. Und dann ist da noch Kameramann 2, der Metaebenenschnüffler. Kaum lag der Hauch von Befehlsverweigerung und Desertierung beim Drehen in der Luft, meldete er sich wortgewaltig zu Wort: "Fahrt mich heim um Zwei." Aber es gibt auch andere Beispiele derer, die sich am Faschingsdienstag dem Sesolventuren verschrieben hatten. Fabi, der lebende Reibert, der in jeder Situation den taktischen Überblick gebehält. Und Philipp, der durch scharfsinnige Kommentare die Schauspieler zu besseren Leistungen bringen will. Anscheinend vergeblich.

Mittagspause

Immerhin kann die Heimkehr von Kameramann 2 zur Nahrungsbeschaffung genutzt werden. Eine Box voller Salzbrezeln wird Vorspeise. Ein Fleischkäsweck, eine Drittel Brezel und ein Schokoriegel (leider keine Cornyriegel). Besser als garnichts und Schlemmerei widerspricht sowieso dem sesolventuren Prinzip.

Substanzen, Dialoge, Schnee und Reitergeneräle

Nach einigen mehr oder weniger geglückten und missglückten Dialogen, deren Unterbrechung durch Lachanfälle und einem kurzen militärgeschichtlichen Exkurs, für den kurzzeitig Panzerarmeen, Flüsse, 6. Armeen und rumänische Reiterdivisionen in den Schnee gemalt wurden und an dessen Ende klar war, wer den Krieg gewann, wurden die Wörter "Substanz" und "Dialog" zu den Unwörtern des Drehtags. Es kam irgendwie kaum etwas zu Stande.

Die Augen des Cutters

Immerhin der Jagdfliegerangriff konnte dank einiger sich am Himmel befindlicher Kleinflugzeuge recht lebensnah inszeniert werden. Während Corny den sterbenden Schwan gab und Fabi sein Gewehr schmückte, kroch langsam der Motto des Tages hervor: Es schneidet ja einer. Egal, was passiert, es gibt ja jemanden, der's schneiden muss.

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